Autor*innen: Manuel Riß und Veronika Ranacher-Hueter
Die geplanten Kürzungen im Sozialbereich treffen vor allem die Schwächsten der Gesellschaft – und überlasten gleichzeitig die Beschäftigten. Die UG*younion kritisiert deutlich, dass Länder und Kommunen eine „Sozialschraube“ anziehen, die am Ende teurer wird als jede Investition. Ob in Wien, Salzburg, Tirol oder Vorarlberg: Überall werden funktionierende Strukturen dem Rotstift geopfert – mit fatalen Folgen für Klient*innen und für jene, die sie begleiten.
Was der Sparkurs für die Beschäftigten wirklich bedeutet
Was in der Debatte oft fehlt: Welche Folgen dieser Sozialabbau für die Beschäftigten im Sozialbereich hat.
Schon jetzt arbeitet das System am Limit:
- zu hohe Arbeitsanforderungen
- unbesetzte Stellen
- hohe Fluktuation
- gestiegene psychische Belastung
Mit den Kürzungen ab 2026 rollt eine Welle neuer Krisenfälle auf die Dienste zu:
- Wenn Familien Zuschläge verlieren → rutschen sie schneller in existenzielle Not.
- Wenn Geflüchtete Wohnungen verlieren → landen sie in Jugendhilfe, Wohnungs- und Obdachlosenhilfe.
- Wenn Suchtkranke weniger Unterstützung erhalten → steigen Rückfälle, Notfälle und stationäre Aufenthalte.
Bereits seit Jahren arbeiten Kolleg*innen an und über der Belastungsgrenze, mit den zusätzlichen Krisen, die sich aus dem Sozialabbau zwangsläufig ergeben werden, wird die Luft für diese Beschäftigten dünner und dünner.
„Effizienzsteigerung“ ist dafür nur eine zynische Hülle.
Effizient sind die Kolleg*innen längst – weil sie Lücken mit Engagement, unbezahlter Mehrarbeit und persönlichem Einsatz stopfen.
Was die Politik „Effizienz“ nennt, bedeutet für die Beschäftigten in Wahrheit:
👉 mehr Fälle, mehr Krisen, mehr Verantwortung – bei weniger Ressourcen
👉 mehr emotionale Belastung und höheres Burnout-Risiko
👉 mehr Selbstaufopferung, weil sonst niemand die Menschen abfängt
Der Sparkurs trifft daher nicht nur die Klient*innen –
er trifft die Beschäftigten mit voller Wucht und gefährdet die gesamte soziale Infrastruktur.
Es gäbe Alternativen – politisch möglich, aber nicht gewollt
auf Bundesebene
- Einführung einer Erbschaftssteuer für sehr große Vermögen
- Vermögensbesteuerung für Multimillionär*innen
- Modernisierung der Grundsteuer zur fairen Besteuerung großer Immobilienbestände
in Wien
- eine echte Leerstandsabgabe
- Einführung einer City-Maut
- nachhaltige Budgetplanung, Inseraten- und PR-Ausgaben drastisch reduzieren
- nachhaltige Investitionen statt präventionsfeindlicher Kürzungen
Jeder Euro, der im Sozialbereich gekürzt wird, muss später mehrfach in Krisenbewältigung, Gesundheitssystem oder Polizei ausgegeben werden.
Kindergrundsicherung statt Kürzungen bei Familien
Während die Bundes-SPÖ öffentlich eine Kindergrundsicherung fordert, kürzt die SPÖ Wien bei einer der zentralen Unterstützungsleistungen für armutsbetroffene Familien.
Die UG*younion kritisiert diese widersprüchliche Politik klar.
👉 Eine armutsfeste Kindergrundsicherung wäre die logische Antwort auf Kinderarmut – nicht die Kürzung der Mindestsicherung.
Die Investition in Kinder würde sich mehrfach auszahlen: Armut ist der treibende Faktor für schlechtere Gesundheit, geringere Bildungschancen und ein höheres Risiko, später selbst in prekären Lebenslagen zu landen.
Eine armutsfeste Kindergrundsicherung würde genau hier ansetzen – und langfristig nicht nur Kinder, sondern die gesamte Gesellschaft entlasten und die Ausgaben im Gesundheits- und Sozialbereich senken.
Kürzungen, die uns betroffen machen
Wien
Mindestsicherung
Wien kürzt die Mindestsicherung um etwa ein Sechstel. Für rund 10.000 subsidiär Schutzberechtigte entfällt sie überhaupt – sie sollen künftig in der deutlich niedrigeren Grundversorgung leben.
Diese Einschnitte stehen im Widerspruch zu jedem Anspruch, Kinderarmut zu bekämpfen.
Suchthilfe & psychosoziale Angebote
Mit der Schließung des sozialpsychiatrischen Caritas-Zentrums und Einschnitten in der Suchthilfe fallen zentrale Stützpfeiler für vulnerable Menschen weg.
Kinder- und Jugendhilfe
Die ohnehin überlastete Kinder- und Jugendhilfe wird durch weitere Einsparungen noch stärker unter Druck gesetzt – zulasten der betreuten Familien und der Fachkräfte.
Salzburg, Tirol, Vorarlberg: Sozialabbau im Gleichschritt
Salzburg
Ab 2026 entfällt der Pflegebonus (–160 €/Monat für 15.000 Beschäftigte).
Gleichzeitig wird die Tarifanpassung gedrückt – reale Budgetkürzungen und steigende Belastung sind die Folge.
Tirol
Rund 800 subsidiär Schutzberechtigte sollen aus der Sozialhilfe in die niedrigere Grundversorgung zurückgestuft werden. NGOs warnen vor Wohnungslosigkeit und massiven Notlagen.
Vorarlberg
Der Sozialfonds soll um insgesamt 15 Millionen Euro gekürzt werden, davon 5 Millionen im Bereich Chancengleichheit. Träger wie Caritas, Lebenshilfe oder ifs warnen vor Standortschließungen, Personalabbau und dem Wegfall zentraler Unterstützungsangebote.
Aus diesen Gründen weist die UG*younion auf folgende Initiativen hin
Soziales Netz erhalten
👉 Sozialabbau stoppen – jetzt mit Deiner Unterschrift für stabile soziale Dienste und Mindestsicherung!
Kinderarmut abschaffen (Kindergrundsicherung)
👉 Für eine Zukunft ohne Armut – unterschreib für Kinderrechte und soziale Gerechtigkeit!
Stoppt den Kahlschlag in der Wiener Suchthilfe
👉 Keine Einsparungen bei der Hilfe für Suchtkranke – Deine Stimme schützt vulnerable Menschen!
Schutzberechtigte nicht aus der Mindestsicherung ausschließen
👉 Für Solidarität und Gerechtigkeit – gemeinsam gegen Ausschlüsse und soziale Ungleichheit!
Millionärssteuer jetzt!
👉 Reiche sollen ihren fairen Beitrag leisten – mit der Petition für eine Millionärssteuer für echten sozialen Zusammenhalt!
Wir rufen alle Kolleg*innen, Betroffenen und solidarischen Unterstützerinnen auf, sich gegen die Kürzungswelle zu stellen.
Die Haltung der UG*younion ist klar
Wir stehen an der Seite der Beschäftigten.
Wir stehen an der Seite der Klient*innen.
Wir lehnen Sozialabbau – in Wien und in allen Bundesländern – entschieden ab.
Wir fordern Investition statt Zerstörung sozialer Infrastruktur.
Sozialstaat heißt Schutz. Nicht Sparpaket.
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